Trigeminusneuralgie

Trigeminusneuralgie: Wenn jeder Gesichtsausdruck zur Qual wird

Die Trigeminusneuralgie ist eine neurologische Erkrankung, die durch starke, wiederkehrende Gesichtsschmerzen gekennzeichnet ist. Der Trigeminusnerv, auch bekannt als fünfter Hirnnerv, ist für die Weiterleitung von Empfindungen aus dem Gesichtsbereich zum Gehirn zuständig. Bei Menschen mit Trigeminusneuralgie kommt es zu einer Fehlfunktion dieses Nervs, wodurch Schmerzsignale fälschlicherweise an das Gehirn gesendet werden.

Die genaue Ursache der Trigeminusneuralgie ist nicht vollständig verstanden. In einigen Fällen kann ein Blutgefäss, das den Trigeminusnerv berührt oder umschliesst, gegen den Nerv drücken und dadurch heftige Schmerzen auslösen. In anderen Fällen können Schädigungen des Nervs oder Entzündungen eine Rolle spielen. Patienten mit multipler Sklerose können eine Trigeminusneuralgie entwickeln; kleine Tumoren in der Nähe des Trigeminusnervs können auch ähnliche Symptome auslösen, weshalb Patienten mit Trigeminusneuralgie immer eine Bildgebung (MRT des Schädels) haben sollten, um solche Ursachen auszuschliessen. Meistens tritt die Trigeminusneuralgie ohne erkennbare Ursache auf.

Welche Symptome verursacht eine Trigeminusneuralgie?

Die typischen Symptome einer Trigeminusneuralgie sind wie folgt:

  • Starke Gesichtsschmerzen: Die Schmerzen werden oft als elektrisierend und einschiessend beschrieben. Sie sind jeweils von kurzer Dauer, aber sehr intensiv.
  • Lokalisation der Schmerzen: Die Schmerzen treten meist einseitig im Bereich des Gesichts auf, häufig im Bereich der Wange, des Unterkiefers, der Stirn oder rund um das Auge.
  • Triggerpunkte: Bestimmte Auslöser oder Trigger können zu Schmerzattacken führen, wie z.B. leichtes Berühren des Gesichts, Kauen, Sprechen, Zähneputzen, Wind oder Kälte.
  • Kurze Dauer der Schmerzattacken: Die Schmerzattacken dauern in der Regel nur wenige Sekunden bis Minuten an, treten jedoch immer wieder auf.
  • Zwischen den Attacken keine Schmerzen: Zwischen den Schmerzattacken haben die meisten Betroffenen keine Schmerzen und fühlen sich normal.

Diese Symptome können variieren, und nicht jeder Betroffene muss alle Symptome aufweisen.

So wird die Diagnose Trigeminusneuralgie gestellt

Die Diagnose der Trigeminusneuralgie beruht in erster Linie auf der Beschreibung der Symptome durch den Patienten sowie einer gründlichen Untersuchung und Anamnese durch einen Arzt, normalerweise einen Neurologen. Es gibt keine spezifischen Tests, die eine Trigeminusneuralgie eindeutig bestätigen können, daher stützt sich die Diagnose auf das klinische Bild.

Während der Anamnese wird der Arzt Fragen zu den Symptomen stellen, wie die Schmerzen empfunden werden, wie häufig sie auftreten und ob bestimmte Auslöser vorhanden sind. Es ist wichtig, andere mögliche Ursachen für die Gesichtsschmerzen auszuschliessen, wie z.B. Zahnprobleme oder Entzündungen im Gesichtsbereich.

Die körperliche Untersuchung konzentriert sich auf den Gesichtsbereich und kann den Arzt dazu veranlassen, bestimmte Berührungen, Bewegungen oder Aktivitäten auszulösen, um eventuelle Schmerzen zu provozieren. Dies hilft, den betroffenen Bereich des Trigeminusnervs zu lokalisieren.

Bildgebende Verfahren – insb. Magnetresonanztomographie (MRT) – werden in der Regel eingesetzt, um andere mögliche Ursachen für die Gesichtsschmerzen auszuschliessen, wie z.B. Tumore oder Gefässanomalien, die den Trigeminusnerv beeinflussen könnten. Diese bildgebenden Verfahren können jedoch die Trigeminusneuralgie selbst nicht direkt sichtbar machen.

Mögliche Ursachen der Trigeminusneuralgie

Die genaue Ursache der Funktionsstörung des fünften Hirnnervs ist nicht immer bekannt, aber es gibt mehrere mögliche Faktoren, die zur Entstehung von Schmerzen im Trigeminusbereich beitragen können:

  1. Kompression des Trigeminusnervs durch ein Gefäss («neurovaskulärer Konflikt»): Der Triminusnerv kann durch eine nahe gelegene Blutgefässschleife komprimiert oder gereizt werden, was zu einer Fehlfunktion des Nervs führen, mit Auslösung von Schmerzsignalen.
  2. Multiple Sklerose: Bei einigen Patienten tritt die Trigeminusneuralgie als Begleiterscheinung einer Multiplen Sklerose auf, bei der die Schutzschicht um die Nervenfasern geschädigt ist.
  3. Nervenschäden: Schmerzen im Gesicht, die durch Nervenschäden, -entzündungen oder -verletzungen entstanden sind, gehören nicht zur Trigeminusneuralgie im eigentlichen Sinn dieses Krankheitsbegriffs und sprechen auch nicht auf die für die Trigeminusneuralgie geeigneten Behandlungsmethoden an.

Die häufigen Fälle von Trigeminusneuralgie ohne erkennbare Ursache werden als idiopathische Trigeminusneuralgie bezeichnet. Die Diagnose einer Trigeminusneuralgie soll von einem Neurologen gestellt werden.

Behandlungsmöglichkeiten bei Trigeminusneuralgie

Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten für Trigeminusneuralgie, von unterschiedlicher Wirkung und Grad der Invasivität. Zu den gängigen Behandlungsoptionen gehören:

  1. Medikamentöse Therapie: Generell werden zunächst Medikamente eingesetzt, um die Schmerzen zu kontrollieren. Antikonvulsiva wie Carbamazepin, Oxcarbazepin oder Gabapentin werden oft verschrieben, um die Übererregbarkeit des Trigeminusnervs zu dämpfen.
  2. Radiochirurgie: Hochpräzise Strahlen werden auf den Trigeminusnerv gerichtet, um eine partielle Schädigung des Nervs herbeizuführen, welche typischerweise zu einer gewissen Minderung der Empfindlichkeit in der betroffenen Gesichtshälfte und zu einer erheblichen oder totalen Schmerzlinderung ebendort führt. Obwohl dieses Verfahren als «-chirurgie» bezeichnet wird, handelt es sich dabei nicht um eine Operation, sondern um eine Strahlentechnik. Im SNRC werden radiochirurgische Eingriffe mit dem ZAP-X-Gerät durchgeführt.
  3. Neurochirurgische Eingriffe: Wenn die Schmerzen schwer sind und nicht auf konservative Massnahmen ansprechen, kann eine chirurgische Behandlung sinnvoll sein. Dabei gibt es verschiedene Optionen:
  • Mikrovaskuläre Dekompression (MVD, auch als Jannetta-Operation bekannt, nach dem US-amerikanischen Neurochirurgen P. Jannetta): Bei Patienten mit einem in der Bildgebung nachgewiesenen neurovaskulären Konflikt (s.o.) kann dieser durch eine offene Schädeloperation behoben werden. Der Chirurg entlastet den Trigeminusnerv, indem er die komprimierende Gefässschleife weg vom Nerv verschiebt. Dadurch wird die Reizung des Nervs reduziert.
  • Nadel-Verfahren: Es gibt verschiedene perkutane Verfahren (Nadel-Verfahren durch die Haut), bei denen der Trigeminusnerv gezielt teilweise geschädigt wird, um die Schmerzsignale zu blockieren. Bei der Thermokoagulation wird der Nerv mit einem Radiofrequenzstrom erhitzt; bei der Ballonkompression wird er durch das Aufblasen eines kleinen Ballons neben dem Nerv gedrückt; bei der Glyzerolinfiltration wird er durch die Anbringung der chemischen Substanz Glycerol teilweise inaktiviert.
  1. Sonstige Verfahren (wie z.B. Neuromodulation oder wiederholte Nervenblockaden durch Injektionen) sind weniger wissenschaftlich belegt.

 

Weiterführende Informationen finden Sie auch bei der Selbsthilfegruppe für Trigeminusneuralgie unter www.trigeminusschmerz.ch.